Krippen statt Gripen

Posted on November 15th, 2012, November 15th, 2012 in Uncategorized.

Es ist Zeit, zwei Dinge zusammen zu denken: Krippen und Landesverteidigung. Das wurde mir klar, als ich die zahlreichen Reaktionen auf meine Kolumne von letzter Woche las (BaZ vom 8. November: 52 000 Franken für zwei Kinder).

Ist der Kampfjet Gripen die richtige Antwort auf unsere heutige Bedrohungslage? Hilft er, den Graben zwischen Arm und Reich zu schliessen? Schafft er uns Integrationsprobleme vom Hals? Löst er Religionskonflikte? Die Gefahr kommt heute nicht aus der Luft, sondern von ganz anderswo her. (Bild: Saab)

Viele Leserinnen und Leser bestätigen, dass es sich für junge, berufstätige Eltern auszahlen kann, weniger zu arbeiten. Dann sinken nämlich die Steuern, während die Zuschüsse an Krippe und Krankenkasse steigen. Andere forderten von Müttern und Vätern Karriereverzicht. So auch der Blogger «Manuel»: «Wenn beide Elternteile 100% arbeiten, dann stellt sich doch etwas die Frage, wieso man dann überhaupt Kinder hat.» Dem hielt «Christian» entgegen: «Wir arbeiten beide 100% und verbringen trotzdem viel Zeit mit unseren Kindern.» Es liegt mir fern, die eine gegen die andere Lebensform auszuspielen. Ich wollte nur darauf hinweisen, wie Gesetze Menschen dazu bewegen können, ihren Beruf aufzugeben.

Solche staatliche Lenkung ist schon allein aus Sicht der Gleichstellung von Mann und Frau fragwürdig. Wenn die meist schlechter verdienende Frau ihre Berufstätigkeit stark reduziert, verliert sie ihre finanzielle Unabhängigkeit. Noch negativer wirkt sich die fiskalische Kinderklippe auf ärmere, meist schlecht integrierte Migrantenpaare aus, die zusammen 200% oder mehr arbeiten müssen, um zu überleben. Um Krippenkosten zu sparen, behelfen sich diese mit privaten Hütediensten, etwa von überforderten Geschwistern oder Grossmüttern, die kaum Deutsch sprechen.

Ein wesentlich höherer Steuerabzug für die Betreuung in der Krippe wäre für diese Eltern ein wirksamer Anreiz, um ihre Kleinen von Anfang an in ein Tagesheim zu schicken. Der frühzeitige Spracherwerb ist die billigste Prävention gegen spätere Arbeitslosigkeit, das Abrutschen in die Kriminalität oder psychische Krankheiten. Davon sind in allen Fällen überdurchschnittlich oft Menschen mit Integrationsschwierigkeiten betroffen.

Womit wir beim Gripen wären. Ist ein neuer Kampfjet die richtige Antwort auf unsere heutige Bedrohungslage? Hilft er, die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich zu schliessen? Schafft er uns Integrationsprobleme vom Hals? Verringert er die Folgekosten? Löst er interreligiöse Konflikte? Fördert er die Emanzipation? Die Gefahr kommt heute nicht mehr aus der Luft, sondern vom drohenden Verlust des gesellschaftlichen Kitts.

Deshalb ist ein Mann wie der Basler Stadtentwickler Thomas Kessler, der sich seit Jahrzehnten und überkantonal mit Fragen des Zusammenlebens befasst, ein Sicherheitsexperte. Ueli Maurer hingegen ist ein Militärpolitiker, der uns nicht erklären kann, wovor uns seine neuen Flugzeuge schützen sollen. Im Vergleich zu Investitionen in Krippen jedenfalls, zielen die Gripen voll daneben.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

5 Responses to 'Krippen statt Gripen'

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  1. G. Meier said,

    November 16th, 2012, 9:10

    Sind Pazifismus und ein Vergleich zwischen Krippen und Gripen die richtige Antwort auf unsere gesellschaftlichen Probleme? Darf ich davon ausgehen, dass der Kolumnist Mitglied der GSoA ist? Ein weiterer Kommentar zu diesem Vergleich, der keiner ist, erübrigt.sich.

  2. Heinrich Abegglen said,

    November 16th, 2012, 11:29

    Tja, keine inhaltlichen Argumente, bloss Anfeindungen, die Herr Meier auf Lager hat. Aber die Armeefreunde haben halt ein Problem: Es gibt halt tatsächlich keine realistischen Einsatzszenarien für neue Kampfjets. Um das zu erkennen, muss man nicht Mitglied der GSoA sein. Aber wenn die bürgerlichen Politiker unser Steuergeld weiterhin lieber für unnützes und teueres Militärspielzeug ausgeben anstatt für die Zukunft unseres Landes, wird es wohl Zeit, Mitglied der GSoA zu werden.

  3. Fritz Weber said,

    November 16th, 2012, 9:25

    Ich finde diesen Vergleich hervorragend. Wir sollten uns auch fragen ob eine Berufsfeuerwehr in den Grossstädten noch Sinn macht wo wir doch die Energiewende finanzieren müssen…. Sehen sie Herr Wiener, ich kann auch so tolle Vergleiche anstellen und wenn ich wie sie mein Geld damit verdienen würde, so hätte ich auch die Zeit um hier noch ein paar fadenscheinige Argumente dafür zu schreiben 😉 So Long, and Thanks for All the Fish

  4. Martin Cesna said,

    November 16th, 2012, 12:57

    Krippen und Gripen sind Aspekte der Zukunft dieses Landes ohne Rohstoffe. Es sind ja unsere Kinder und deren gute entwicklung, die für die Zukunft dieses Landes wichtig sind (sieht man mal aktuell von den Geldern und Holdings ab, die wohl noch viel Ärger machen werden). Bei den Kindern ist es offensichtlich sinnvoll, da hinein zu investieren, da sie die nachfolgende Generation darstellen. Da stellt sich die Frage, ob nicht die Mutter sogar besser ist, als jegliche Krippe oder sonstige Lösung für die ersten Jahre des Kindes. Es macht daher Sinn, die mütterliche, heimische (ev. auch väterliche) Betreuung und Erziehung attraktiv zu machen, auch finanziell. Man weiss heute, dass Kinder, die gerade in den ersten Lebensjahren wenig emotionale Wärme bekamen, später öfters psychische Probleme und Ängste haben als solche, die als Baby “geherzt” wurden.
    Bei dem Gripen steht wohl eine militärische fliegerische Bedrohung dieses Landes im Vordergrund, weshalb man etwas für deren Abwehr denkt zu brauchen. Die Wirkung dieser Flieger auf dem engen Raum der Schweiz ist begrenzt, da nach “Gasgeben” über Lausanne sofort wieder “Bremsen” angesagt ist kurz vor Lichtenstein.
    Es stellt sich die Frage, wo der Schwerpunkt gesetzt werden soll: Eher “real” oder eher “eventuell” wiksam. Bei begrenztem Geld kann man teilen oder auch einen Schwerpunkt setzen.
    Sollte aber die Angst den Ausschlag geben, schlage ich eher vor, sich für “Krippen”, nein bessere Unterstützung der mütterlichen Erziehung der Kinder einzusetzen. Dann haben diese Kinder später als Erwachsene weniger Angst, sind gesünder, ………………………………… und brauchen dann eventuell weniger “Gripen”.

  5. Kurt Seiler said,

    November 18th, 2012, 10:53

    Aber aber Herr Wiener. Bitte Ihren Gedankengang fertig spinnen:
    Armee abschaffen, Beitritt Nato, Beitritt EU.
    Was für ein trauriges Land das nicht mal mehr bereit ist sich selbst zu verteidigen und zu schützen.

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