Wir sind kein Disneyland

Posted on November 22nd, 2012, November 22nd, 2012 in Uncategorized.

Jakarta ist definitiv zu gross. Wer nicht dort geboren wurde oder arbeiten muss, meidet die indonesische Kapitale. Der Moloch leidet unter permanenten, kilometerlangen Staus, Armut, schlechter Luft und einem desorganisierten öffentlichen Verkehr. Dennoch wohnen 28 Millionen Menschen in dieser Agglomeration, davon 10 Millionen in der besonders unwirtlichen Kernstadt.

Willkommen, Daniel Egloff, als neuer Akteur der Stadtentwicklung! Der Direktor von Basel Tourismus trommelte am Montag einen erlauchten Kreis zusammen, der sich über das Thema «marktgerechte Stadt» beugte. Das wirft Fragen auf.

Die solothurnische Juragemeinde Büren ist definitiv zu klein. Wer nicht in der Gegend geboren wurde oder arbeiten muss, ist höchstens zufällig dort, zum Beispiel weil die Häuser billig sind. Trotz aktivem Dorfleben ist Büren für Aussenstehende eher eine geschlossene als eine aufgeschlossene Gesellschaft.

Nichts gegen Jakarta oder Büren, doch was ist die ideale Grösse einer attraktiven, kulturell und wirtschaftlich erfolgreichen Gemeinde? Sie liegt irgendwo dazwischen. Aus touristischer Sicht wird eine Stadt zum Erlebnis, wenn sie es erlaubt, an einem Tag möglichst viel zu unternehmen. In Echtzeit teilte etwa eine junge Besucherin der dänischen Stadt Aarhus auf Facebook ihr Glücksgefühl: «Ich habe eine geführte Stadtrundfahrt unternommen, spazierte im Hirschpark im Umland, kam zurück, besuchte ein Freilichtmuseum und den Botanischen Garten, trank eine Schokolade in einem schönen Kaffeehaus – und es ist erst 7 Uhr abends!» Die Hafenstadt Aarhus von der Grösse Basels sei eine «perfect size city», schlussfolgerte die Touristin.

Am Montag dieser Woche lud Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, zum ersten «Basler Tourismustag». Eine 20-köpfige, prominente Runde aus Politik, Wirtschaft und Kultur beugte sich über die Frage: «Wo liegen die touristischen Herausforderungen der Zukunft für die Destination Basel?» Im Jahresbericht des Fremdenverkehrs-Vereins hatte Egloff als Ziel für dieses Treffen formuliert: «Wir werden erkunden, wo die Reisebedürfnisse 2020 liegen werden und welche Massnahmen Basel jetzt treffen muss, um mit einer ‹marktgerechten› Stadt im Wettbewerb der Zukunft bestehen zu können.»

Das lässt aufhorchen. So lange sich Basel Tourismus auf die Werbung für Basel konzentrierte, ging uns das wenig an. Wenn aber eine «marktgerechte Stadt» zur Diskussion steht, ist das eine Frage, die alle betrifft. Denn wir sind kein Disneyland. Wir leben hier. Einen Grund, die Alarmglocke zu ziehen, gibt es allerdings nicht. Wie das Beispiel Aarhus zeigt, ist eine lebenswerte Stadt mit kurzen Wegen auch für Touristinnen und Touristen attraktiv.

Wenn sich neu auch der Tourismus für unsere Lebensqualität engagiert, ist das begrüssenswert. Und als «right size city» hat Basel die besten Voraussetzungen dafür, dass die beiden Ziele Lebensqualität und Attraktivität für Tourismus harmonieren. Die Ziele, die Rolle und der Einfluss des neuen Stadtentwicklungs-Akteurs Basel Tourismus müssen aber transparent und öffentlich sein.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

2 Responses to 'Wir sind kein Disneyland'

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  1. stöcklin karl said,

    November 22nd, 2012, 13:18

    ein touristischer vorschlag . in NANTES F entdeckt – alle wichtige sehenswürdigkeit mit Bodenlinien kennzeichnen . so weiss der tourist wohin er spazieren kann um seine touristische ziele zu erreichen !

  2. Anh Toan said,

    November 28th, 2012, 8:58

    28 Mio sind zu gross, weniger als 1’000 ist zu klein, daraus folgt, Basel ist eine “right size city”:

    Dubai ist zu heiss, Rekjavik zu kalt, folglich hat Basel die perfekte Temperatur.

    In Karthoum (Sudan) regnets zu wenig, auf dem Gipfel des Wai’ale’ale (Hawai) regnets zu viel, folglich hat Basel die perfekte Niederschlagsmenge.

    Invercargill (NZ) liegt zu weit südlich, Fairbanks (Al) zu weit nördlich von allem weg, somit liegt Basel genau richtig in der Mitte der Welt.

    Basel ist das Beste, ist das Beste, ist das Beste, danke, wobei, das wusste ich auch von den Gesängen der FCB Fans (die Nr. 1 sind wir!), wobei die mir noch nie die handfesten Argumente derart wissenschaftlich überzeugend darlegen konnten. Die Arbeiterstadt Basel hat nach Erasmus von Rotterdam, Karl Jaspers, Carl Jung und Friedrich Nietze endlich wieder einen intellektuellen Einwohner! Auch daran kann man erkennen, dass Basel die perfekte Grösse hat, ja einfach schlicht perfekt ist.

    Danke!

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