Dürrenmatt vs. Kaurismäki

Posted on November 3rd, 2011, November 3rd, 2011 in Uncategorized.

Markus Somm, Chefredaktor dieser Zeitung, stöhnte bei Telebasel: Es sei fast nicht zum aushalten, wie rasch heutzutage die Themen wechselten. Bevor eine Lösung in Sicht sei, stehe schon ein neues Problem im Zentrum. Dazu kommt: Die meisten Nachrichten sind negativ und deprimierend.

Gute Nachrichten sind rar. Es scheint, also ob Friedrich Dürrenmatts Tragikomödien das Zepter führten. Mehr Optimismus, wie in Aki Kaurismäkis aktuellem Film, täte nicht nur Basel gut.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, für einmal eine Kolumne mit ausschliesslich positiven News über Basel zu verfassen. Methodisch orientiere ich mich dabei am herzergreifenden Film von Aki Kaurismäki, der gegenwärtig im kult.kino Atelier läuft. Der Finnische Altmeister erzählt seine Geschichte konsequent gegen Friedrich Dürrenmatts «Dramentheorie», wonach jedes Stück die schlimmstmögliche Wendung nehmen müsse. Es geht auch umgekehrt. Versuchen wir’s mal:

Alle Schulabgänger finden eine Lehrstelle.

Stadt und Land, Einheimische und Ausländer haben einen Weg gefunden, zu kooperieren anstatt zu konkurrieren.

Baslerinnen und Basler decken ihre Automobilitätsbedürfnisse vorwiegend mit «Car sharing» ab.

Der öffentliche Verkehr rund um Basel übernimmt Funktionen des Privatverkehrs, ohne die Zersiedlung zu fördern. Die Innenstadt ist zu den Sperrzeiten wirklich autofrei.

Die Zweiräder fahren vorsichtig. Fussgängerinnen und Fussgänger – Gross wie Klein – sind sicher.

Die Plätze und Strassen verbinden, anstatt zu trennen. Sie laden ein zu Begegnung, Märkten, Spiel und Sport.

Jede Renovation und jedes neue Haus genügen höchsten Energie-Standards.

Basel baut neben «Life Sciences», Finanzwirtschaft und Logistik ein viertes starkes Standbein für «Cleantech» auf.

Dreck wird allenthalben sofort geputzt (auch am Rheinufer), hässliche Graffiti verschwinden so schnell wie sie gesprayt wurden.

Sicherheit ist gewährleistet, auch ohne Polizeistaat.

Die Vorstellungen des Theater Basel sind überfüllt.

Lebhafte öffentliche Diskussionen führen zu verblüffenden, mutigen Ideen und Lösungen für Basel.

Was sagen uns diese willkürlich herausgegriffenen Beispiele? Es ist gar nicht so schwer, sich gute Nachrichten auszudenken. Mehr Kaurismäki und weniger Dürrenmatt brauchen wir nicht nur in Gedanken, sondern auch in der Tat.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

2 Responses to 'Dürrenmatt vs. Kaurismäki'

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  1. Karl said,

    November 3rd, 2011, 18:04

    Eine schöne Auflistung, die gefällt mir. Letztlich ist sie ja machbar, man muss nur wollen. Aber es gibt durchaus noch Ergänzungs-Optionen, die sie gewiss vergessen haben, wie z.B.:

    -Die Verwaltung ist für die Bürgerin und den Bürger da und erbringt Leistungen, die zahlbar sind und gerne bezahlt werden. Überflüssige Bürokratie und Effizienzgewinne in der Verwaltung / Synergieeffekte kommen zukunftsweisenden Projekten zugute oder werden in Steuererleichterungen investiert
    -Basel-Stadt hat die Einkommenssteuern gegenüber Baselland bzw. deren Hauptkonkurrenten am Speckgürtel Arlesheim-Binningen-Bottmingen-Oberwil gänzlich angeglichen und steht plötzlich als Kanton da, der auch beim Mittelstand wieder Zuzüger aufweist
    -Problem-Quartiere in BS werden derart gut durchmischt, dass die Probleme wie Sicherheit / Schulqualität / Littering sich fast von alleine auflösen

    Aber eben: Man muss es wollen, und nicht beim kleinsten Gegenwind klein beigeben.

  2. Anh Toan said,

    November 4th, 2011, 7:22

    Nur ein Kommentar (jetzt zwei) zeigen, dass niemand gute Nachrichten lesen will. Selbst der Artikel auf Bazonline über zwei brutal getötete Zwergkaninchen in Kaiseraugst erregte mehr aufsehen.

    Aber eigentlich handelt dieser Artikel auch nur von negativen, deprimierenden Themen, diese werden lediglich als positive Wünsche formuliert. Implizit beklagt sich der Autor, dass es eben nicht so ist, wie es sein sollte, also wieder negativ, deprimierend.

    Beispiele für positive Nachrichten wären (bfs.admin.ch): In BL geborene Männer, haben die höchste Lebenserwartung der Schweiz, die Schweiz liegt weltweit auf einem Spitzenplatz. Die Zahlen zur Lebenserwartung in der Schweiz steigen bis 2009 kontinuierlich (neuere Zahlen konnte ich nicht finden). Dass wir immer länger leben, zeigt, dass es uns immer besser geht (Zugang zu Nahrung und Gesundheitsvorsorge, relative Absenz von gesundheitsschädlicher Arbeit oder Umwelt/Verkehr). Oder etwas trivialer: wie wäre es mit einem recherchierten Artikel darüber, wieviele nicht abgeschlossene Fahrräder NICHT geklaut werden, wieviele Fundgegenstände abgegeben werden, wo gerade Schweizer mit Immigranten gemischt ein fröhliches Fest gefeiert haben, wieviele Immigranten erfolgreich einen Deutschkurs abgeschlossen haben…..

    ….aber, wer will sowas schon lesen, dann doch lieber etwas über ermordete Zwergkaninchen!

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