1 Bild sagt mehr als 1000 Worte

Posted on December 22nd, 2011, December 22nd, 2011 in Uncategorized.

Der Messerstecher aus dem geschmacklosesten Inserat, das die SVP je geschaltet hat, ist 20 Jahre später auf der Titelseite der BaZ (vom letzten Dienstag) angelangt. Zum Frühstück wird die Rest-Leserschaft von drei Kapuzenträgern begrüsst, die offensichtlich einer kriminellen Bande angehören. Die Gewaltbereitschaft signalisierenden Figuren sind düster und unscharf abgebildet. Der optische Focus liegt im Vordergrund, auf einem nach oben gerichteten, blitzenden Stellmesser. Ein drohend blickender junger Mann streckt es in krampfhaft geballter Faust dem Betrachter entgegen.

Der Messerstecher aus dem geschmacklosesten Inserat, das die SVP je geschaltet hat, ist auf der Titelseite der BaZ (vom letzten Dienstag) angelangt. Wie hat Basel das verdient?

Über diesem Aufmacher-Foto steht die Schlagzeile: «Bei der Sicherheit schneidet Basel schlecht ab.» Im Frühjahr 1992, beim Messerstecher-Inserat der SVP, lautete der Titel: «Das haben wir den Linken und den Netten zu verdanken.» Auch damals spielte die Blocher-Partei auf die allgemeine Sicherheitslage an. Zugleich versuchte sie, ihren politischen Gegnern den spektakulären Mordfall von Zollikerberg in die Schuhe zu schieben.

Wenn der jüngste Messerstecher-Missgriff die Zukunft der führenden regionalen Zeitung darstellt, dann hat sie wirklich keine Zukunft. Denn Basel akzeptiert den SVP Zürich Stil nicht. Vielleicht erschien die Foto auf Anordnung eines Chefs in dieser Form. Oder es handelte sich um einen Fall vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem Financier im Hintergrund. Egal. Harmlos ist es in keinem Fall, auch wenn nun wohl gespielt-naiv argumentiert wird: Es ist doch nur ein Bild, und der Text ordne das ganze ein, genüge mithin allen journalistischen Grundsätzen. Genau darin liegt das Perfide: «1 Bild sagt mehr als 1000 Worte», lernt jeder Journalistenschüler rund um den Globus.

Entscheidend ist der Kontext: Die Bedrohungslage (optisch) aufzuheizen ist eine bewährte Technik, um Menschen zu verunsichern und nach totalitären Lösungen rufen zu lassen. Dies passt zur Rhetorik im Umfeld der jüngsten BaZ-Wirren: Christoph Blocher fühlt sich von der Kritik an seiner Heimlichtuerei rund um die Besitzverhältnisse dieser Zeitung an die «Judenverfolgung» erinnert. Diese Aussage war ein gravierender Fehler. So lange er sich für diesen schrägen Vergleich nicht entschuldigt, ist die anschwellende Feindseligkeit gerechtfertigt, die ihm in seiner Rolle als «BaZ-Retter» entgegen schlägt. Die Debatten scheinen nie mehr abzureissen.

Wann – endlich! – geht dieses Drama zu Ende, das mit der unseligen Fusion von «National-Zeitung» und «Basler Nachrichten» vor bald 40 Jahren ihren Anfang nahm? Basel hat qualitativ hochstehende, dem städtischen Geist entsprechende, starke, witzige und intellektuell herausfordernde Medien verdient. Trotz neu aufblühender «Vielfalt» sind wir weiter davon entfernt denn je.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

17 Responses to '1 Bild sagt mehr als 1000 Worte'

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  1. Christoph Henrici said,

    December 22nd, 2011, 9:12

    Sehen Sie Herr Wiener, dieses selbstgerechte empörte Pochen auf ein Ethik Monopol kommt bei mir nicht gut an. ” Denn Basel akzeptiert den SVP Zürich Stil nicht. ” Ich bin Basler. Ich, ein humanistisch geprägter Bürger des Mittelstandes – kein SVP Parteigänger – fühle mich aber durch Ihren Artikel ausgegrenzt. Ich finde gerade Sie – gerade mit dem Anspruch den Sie erheben – täten Gut daran, die Diskussion auf ein sachliche Ebene zu bewegen. Sie täten gut daran sich mit den Inhalten der SVP unaufgeregt auseinanderzusetzen. Diese Inhalt bezogene Diskussion würde der ganzen Schweiz – gleich welche Couleurs und “ethischen” Vorlieben – gut tun.

  2. Bernhard Folda said,

    December 22nd, 2011, 11:47

    Was diese Antwort an Sachlichkeit beinhalten soll, ist mir völlig schleierhaft. Auch wenn man sich in selbstgefällig-borniertem Belehren versucht, wird nichts sachlicher, im Gegenteil. Herr Henrici hat offensichtlich kein Wort des Textes unvoreingenommen gelesen, sondern genau das Gegenteil gemacht. Aber das passt zu der Art, wie stramme SVP-Anhänger berechtigte Kritik zu diffamieren versuchen.
    Und noch etwas:
    Man dürfte sich bei seinen inhaltlich fragwürdigen Kommentaren mindestens etwas mehr um korrekte Sprache und Rechtschreibung bemühen.

  3. stef said,

    December 22nd, 2011, 16:04

    Herr Folda, sind Sie sicher, dass in diesem Fall nicht SIE inhaltlich berechtigte Kritik zu diffamieren versuchen? Zum Beispiel, indem Sie mangels Argumenten den Schulmeister spielen und die Rechtschreibung von Herrn Henrici kritisieren? Nicht wahr, eigene Fehler sind meist schwerer zu erkennen als diejenigen anderer Leute…

  4. Christoph Henrici said,

    December 23rd, 2011, 6:57

    Sehr geehrter Herr Folda, das nächste Mal werde ich Ihnen meinen Kommentar zum Korrekturlesen vorlegen! Zu Ihrer Info ich bin kein strammer SVP Anhänger. Weder wähle ich immer SVP, noch bin ich Parteimitglied. Meine Aussage auch an Sie lassen Sie sich auf eine sachliche inhaltsbezogene Auseinandersetzungen ein – auch mit anders Denkenden – und lenken Sie nicht mit Form und Stil fragen ab.

  5. Josef Lüscher said,

    December 22nd, 2011, 15:12

    Ich sehe das so wie Herr Henrici. Die täglich neu aufgefrischte Medienschelte auf Blocher kommt einer Hexenjagd gleich. Dieselben, die sich gegenüber Toleranz, Anstand und Moral fordern, dreschen hasserfüllt auf alles ein, was nach SVP riecht und verhöhnen jene, die in andersdenkenden Kommentaren Rechtschreibefehler machen.

    Allgemein wirkt die Situation langsam befremdend und beängstigend auf mich. Gestern wurde die Redaktion der BaZ von Sans-Papiers gestürmt (wahrscheinlich inszeniert durch linke Kräfte) – nur weil die Zeitung manchmal nicht eine ganz so linke Meinung vermittelt(!). Hansjürg Fehr wurde bereits zusammengeprügelt. Wo bleibt da der geforderte Anstand? Wo die Moral?
    Natürlich höre ich schon die Antwort: Blocher und die SVP haben das alles provoziert. Doch in einem zivilisierten und demokratischen Land rechtfertigt keine Provokation solche Taten.

  6. Lubos Jedlicka said,

    December 22nd, 2011, 10:05

    Ueber zwanzig Jahre habe ich im kommunistischen Prag gelebt. Es gab da eine Vielfalt an Tageszeitungen, die alle ziemlich einfältig berichteten. Mutige Journalisten versuchten, bis man sie schmiss, zwischen den Zeilen wichtige Informationen an der Zensur vorbei zu schmuggeln.
    In den letzten vierzig Jahren, die ich in der Schweiz weile, sehe ich die Vielfalt ob Meinungen, oder Themenwahl auch ohne Zensur schwinden. Im deutschsprachigen Raum sind es nur die Weltwoche und nun ein bisschen die BaZ, die heutzutage alternative Themen, wie auch Meinungen drucken.
    Mit der Erscheinung Ihres Artikel haben Sie Herr Wiener zumindest bei mir jegliche Glaubwürdigkeit verloren. im Stil eines pubertierenden Jungkommunisten, haben Sie uns allen die einzige, seligmachende Wahrheit gesagt.
    Teilen Sie mir bitte mit, in welcher Schweizer Zeitung ein so scharfes Pamphlet gegen die selbe abgedruckt worden wäre?
    Und erklären Sie mir weiterhin, wer Sie zwingt, in dieser schrecklichen Zeitung regelmässig Ihre Weisheiten zu publizieren.


  7. December 22nd, 2011, 10:46

    Gerne beantworte ich Ihre Frage: So lange ich in der BaZ unzensuriert meine Meinung schreiben darf, was ja auch meine Aufgabe ist, werde ich bei der BaZ tätig sein. Das passt natürlich nicht allen. Dass ich bei Bedarf auch die BaZ selbst kritisieren kann, sollte selbstverständlich sein (ich gebe Ihnen aber recht, dass dies nicht bei allen Medien möglich wäre). Umgekehrt halte ich es aber gleich: Kommentare wie Ihren schaltet die Redaktion ebenfalls frei, und zwar im Einverständnis mit mir. Einzig Beleidigungen lassen wir lieber weg. Zur Sache: Als Journalist ist es mir ein grosses Anliegen, die Bedeutung der Bildauswahl meinen Leserinnen und Lesern bewusst zu machen. Mehr nicht.

  8. Christoph Henrici said,

    December 23rd, 2011, 10:08

    Bewusstmachung ist primär ein analytischer Prozess, jenseits von vorgefassten Meinung, Emotionen und Reaktionen. Das Bewusstmachen kann sogar helfen eine neue Sicht auf Sachverhalte zu gewinnen, sich von eingefahrenen Mechanismen zu befreien. Das alles ist zu begrüssen und würde uns allen gut tun. Ich sehe aber davon nichts in Ihrem Artikel. Ihr Artikel erfahre ich als reine “Parteinahme”.


  9. December 23rd, 2011, 10:56

    Der Eindruck der Pareiname ist berechtigt. Nach Abwägen von Argumenten nahm ich Stellung. Lassen Sie mich präzisieren: Das Bild an sich ist kein Problem (wenn es im Artikel zum Beispiel um messerstechende Jugendliche mit Kapuzenpullovern ginge). Der Kontext ist entscheidend: Es geht im Artikel um das Unsicherheitsempfinden eines Teils der Bevölkerung. Eine deutlich stärkere Minderheit als vor einigen Jahren fühlt sich im öffentlichen Raum bedroht. Die Umfrage äussert sich weder über Ursachen noch Urheber dieses Gefühls. Das Foto hingegen vermittelt ein eindeutiges Täterprofil und bedient sich dabei einer Bildersprache, die auch in der SVP-Werbung benützt wird. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion um die BaZ-Eigner erscheint mir dies problematisch.

  10. Anh Toan said,

    December 24th, 2011, 8:29

    Zweck der “Medienvielfalt Holding AG mit Sitz in Zug” ist nicht die Medienvielfalt, sondern die Gewinnerzielung. (Ich finde es schon fragwürdig, dass eine Aktiengesellschaft mit einem einen altruistischen Zweck vorgegebenden Namen vom HR eingetragen wird). Wurde das Bild gewählt, um Schuldige an den Unsicherheitsgefühlen zu definieren (Kapuzenträger, Balkan, Ausländer), also einem politischen Zweck, oder schlicht, weil es Auflage bringt? Der Zweck (Geld zu verdienen) erlaubt, verlangt vielleicht sogar den Einsatz aller legalen Mittel. Der Erfolg gibt dem Management recht: Auf diesem Blog gabs schon lange nicht mehr soviele Kommentare!

    Dieses Bild wurde aus pekuniären Gründen verwendet, nicht aus politischen, denn setzt diese AG ihre Mittel nicht zur Gewinnerzielung, sondern zum Erreichen politischer Ziele ein, wäre dies strafrechtlich relevante Veruntreuung. Und dafür gilt die Unschuldsvermutung.

  11. Kurt Seiler said,

    December 22nd, 2011, 10:52

    Bitte Herr Wiener, wo war Ihr Aufschrei in den vergangenen 40 Jahren. 40 Jahre lang hat die BaZ wohl das Weltbild einer Mehrheit dieser Region bestätigt. Aber besser wurde sie dadurch nicht. 40 Jahre BaZ haben auch dazu geführt, dass die Menschen in dieser Stadt gar nicht mehr mit anderen Meinungen umgehen können. Tolerant und liberal? Nein, Meilenweit davon entfernt. Wollen Sie diesen Zustand zurück?

  12. Dr Ruedi vo Stette said,

    December 22nd, 2011, 11:20

    Jösses nei aber au…ein Kapuzenbubi mit einem Sackmesser auf der BaZ abgebildet und schon fallen gewisse Zeitgenossen (so u.a. Henrici, Jedlicka und Seiler!) beinahe in Ohnmacht.
    Sofort wird die Kanone geladen und dann tüchtig gegen die BaZ geschossen…ihr verfehlt aber euer Ziel!
    Bravo Herr Daniel Wiener sehr guter Artikel er öffnet einem die Augen.

  13. Christoph Henrici said,

    December 23rd, 2011, 10:37

    Haben Sie den Artikel und die Kommentare auch wirklich gelesen?

  14. stef said,

    December 22nd, 2011, 12:11

    “1 Bild sagt mehr als 1000 Worte”, lernt jeder Journalistenschüler rund um den Globus. (…) Entscheidend ist der Kontext: Die Bedrohungslage (optisch) aufzuheizen ist eine bewährte Technik, um Menschen zu verunsichern und nach totalitären Lösungen rufen zu lassen.

    Mit diesen Aussagen haben Sie im Grundsatz recht, Herr Wiener. Nur eine Kleinigkeit haben Sie “vergessen”: Dieser Methode bedient sich auch IHR politisches Umfeld. Wir werden tagtäglich mit schlimmen Bildern aus Fukushima bedient. Von Raserunfällen. Von Unwetterkatastrophen. Von Angriffen in Gaza. Vom unvorteilhaft fotografierten Blocher etc. Nur geht es halt bei diesen Bildern um IHRE Feindbilder: AKWs, Autofetischisten, CO2-Produzenten, Israelis, SVP etc.

    Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass mit diesen erwähnten Bildern keine Manipulation betrieben werden soll? Wie würden Sie reagieren, wenn die politische Gegenseite verlangen würde, dass Ihre Themen in Wort und Bild entweder zukünftig verschwiegen oder zumindest nur noch gut kaschiert erwähnt werden?

    Ich finde meine politischen Standpunkte bei keiner der bekannten Parteien abgebildet, sondern habe eine differenzierte Meinung zu einzelnen Sachthemen (gemäss Smartvote-Profil stehe ich irgendwo knapp links der Mitte). Aber solche Artikel wie der Ihre, welcher in engem Kontext zu den Aktivitäten der “Rettet-Basel”-Aktivisten steht, macht mir Angst. Solche Vorstösse verlangen nicht mehr und nicht weniger als eine gleichgeschaltete Presse und eine Gesinnungsdiktatur.

    Und übrigens: Ja, ich bin auch schon überfallen worden. Ja, ich kenne dieses Darstellung auf der BaZ-Titelseite aus eigener Erfahrung. Ja, ich begrüsse es, dass man dieses Thema anprangert und nicht unter den Teppich kehrt.

  15. Andi Meier said,

    January 3rd, 2012, 15:43

    Trotzdem darf ja der Sinn, die Herkunft oder die Echtheit eines Bildes diskutiert und kritisiert werden. Die BaZ musste wohl mit Kritik rechnen, wenn sie ein gestelltes Bild aus einer politischen Kampagne verwendet.

  16. Peter M. Linz said,

    December 22nd, 2011, 16:23

    Politislh inkorrekt ist heute alles und jedes. Das einzig noch politisch Korrekte ist das Blocher- und SVP-Bashing. Das Kapuzenbild ist in diversen europäischen Staaten ist eine Realität, die böswillig unterschlagen wird. Vor allem der europäischen Kultur entfremdete oder fremde Volksgruppen sind an Ueberfällen jeglicher Art beteiligt. Besonders ins Auge fallen bestimmte religiöse Gruppen. Wie einseitig Medien sind, zeigt die Grossinszenierung eines angeblichen Komplotts von Blocher durch die Geschäftsprüfungskommission mit Hilfe der Medien, insbesondere der SRG. Nachdem nun 4 Jahre später seine Unschuld bewiesen ist und sich die Eidgenossenschaft entschuldigt hat, gibt es kaum merkliche Reaktionen. Dafür werden die unrühmlichen Taten von Frau Widmer-Schlumpf schweizweit gerühmt. Selbst das hinterlassene Chaos im Asylwesen wird beschönigt. Kaum im Amt wurde sie durch die Medien ins Himmelreich erhöht und zur Schweizerin des Jahres hinaufkatapultiert.Mit seriöser Berichterstattung hat das nichts zu tun.

  17. Peter Berger said,

    December 22nd, 2011, 17:26

    Seit wann darf eine Zeitung den, dank Linken und Grünen, heutigen Alltag nicht mehr zeigen? Gestern und heute in der BAZ verniedlicht der SP Lüchinger die Sicherheitssituation. Gegen solchen Schwachsinn muss eine Zeitung dagegen steuern!

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