Lasst euch provozieren!

Posted on June 14th, 2012, June 14th, 2012 in Uncategorized.

Kunstmuseums-Direktor Bernhard Mendes Bürgi zeigt ab 17. März 2013 die spannendsten Werke Pablo Picassos aus öffentlichem oder privatem Besitz der Region Basel. Co-Kuratorin Nina Zimmer verspricht – aufgrund ihrer «aufwendigen Recherchen» – eine Darstellung aller Werkphasen des Spanischen Meisters «auf höchstem Niveau».

Grosse Geschichte lastet schwer. Versperrt der ständige Rückblick Basel die Zukunft? Oder kommt es zur breiten Debatte über die Rolle von Kunst und Kultur in der globalen Krise? Es gibt zaghafte Anzeichen, dass in Basel wieder Innovation entsteht. (Bild: Ernst Beyeler und Pablo Picasso, Mougins, 1969, Fotograf unbekannt © Beyeler Museum AG)

Das ist schön und gut und sogar originell. Denn erstmals bekommt das landläufige Publikum Einblick in eine repräsentative Auswahl der Sammel-Leidenschaft wohlhabender Mitbürgerinnen und Mitbürger. Gerade dank der Beschränkung auf einen Künstler, erfahren wir mehr über die Geschmäcker und Seelenlagen jener Zeitgenossen, die sich Picassos leisten können.

Als zweiten Programmpunkt dieser Sonderschau kündigt das Kunstmuseum eine Dokumentation über das «legendäre Picasso-Jahr 1967» an. Diese Geschichte ist nun wirklich zum Gähnen. Jedes Kind weiss, dass Basel-Stadt damals per Abstimmung zwei Picasso-Bilder gekauft hat. Ein Staatskredit von 6 Millionen und private Spenden von 2,4 Millionen Franken erlaubten es dem Kunstmuseum, die Leihgaben «Les deux frères» und «Arlequin assis» zu erwerben. Der Sammler Rudolf Staechelin brauchte das Geld.

Bis zum Abwinken zelebriert und nacherzählt worden ist die Ergriffenheit Picassos, der angesichts des volkstümlichen Verdikts der Stadt weitere Werke schenkte. Es ist zu befürchten, dass wir auch diese Episode wieder des Langen und des Breiten werden über uns ergehen lassen müssen. Was damals eine Sensation war, ist heute nur noch Nostalgie. Ausser es gelingt dem Kunstmuseum hinter diese Legende zu leuchten und neue, bisher unbekannte Fakten zu Tage zu fördern. Wir sind gespannt.

Der damalige Aufbruch führte 1970 zur Gründung der Art Basel. Seither und bis vor einem Jahrzehnt prägte Basel die Entwicklung der Kunstwelt mit. Das Museum für Gegenwartskunst im St. Alban Tal beispielsweise war 1980 der erste Europäische Ausstellungsbau, der sich ausschliesslich zeitgenössischer Kunst widmete. Als weiterer Meilenstein wäre das etwas verschwiegene, aber weitherum respektierte Schaulager in Münchenstein zu erwähnen. Es wurde 2003 eröffnet.

Grosse Geschichte lastet schwer. Versperrt der ständige Rückblick Basel die Zukunft? In den Galerien regt sich neues Leben. Das Kunstmuseum erhält einen Anbau. Wird es ein Museum der Vergangenheit oder der Gegenwart? Kommt es zur breiten Debatte über die Rolle von Kunst und Kultur in der globalen Krise? Es gibt zaghafte Anzeichen dafür, dass die Diskussion ausgetretene Pfade verlässt und gerade hier und heute wieder Innovation entsteht. Bis zum 17. März 2013 hat die Basler Kunstwelt Zeit, einen Kontrapunkt zu Mendes Bürgis Picasso-Nostalgie vorzubereiten. Lasst euch von ihm provozieren!

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

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