Erschreckendes Echo – was tun?

Posted on July 19th, 2012, July 19th, 2012 in Uncategorized.

Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch verkündete vorletzten Samstag in der Live-Unterhaltungssendung «SF bi de Lüt», was sie gerne als Beweis für die Weltoffenheit der Limmatstadt anführt: «In Zürich leben 60% Menschen mit Migrationshintergrund.» Wie kommt das an?

Neben der Integration traditioneller Einwanderer und – neuerdings – von so genannten «Expats», kommt heute die dritte Säule der Integrationspolitik zu kurz: die Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit. ...

Die Zusammensetzung der Basler Bevölkerung ist ähnlich wie jene von Zürich: Ein Drittel Ausländer, ein Drittel Schweizer mit Migrationshintergrund und ein Drittel Schweizer mit Schweizer Vorfahren. Dass der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Basel-Stadt soeben die Marke von einem Drittel erreicht hat, bildete den Hintergrund meiner Kolumne von letzter Woche. Auf dem Blog www.unserekleinestadt.ch löste diese Tatsache neben sachlichen Reaktionen auch erschreckende Tiraden gegen Einwanderer aus.

«Franz Müller» beispielsweise, erinnert sich zuerst an «früher»: «Bunt gemischt hatte es Italiener, etwas Spanier und Jugos, das war’s dann auch schon. Die fielen weder auf noch ab, fast alles ruhige Bürger, die alle brav schafften. Heute? Du meine Güte, so viel Littering allenthalben, farbige Männer, die auch tagsüber herumlungern, was machen die bloss, von was leben die denn?» Selbst wenn sich hinter dem Namen «Franz Müller» ein anonym schreibender Provokateur verbergen sollte: Es ist unbestreitbar, dass so geredet wird.

Ein «Alfred Brand» bringt subjektiv wahrgenommene, negative Entwicklungen in Verbindung mit Ausländern. Die Beweise für die suggerierten Zusammenhänge bleibt er schuldig: «Wenn ich früher am Wochenende um 02.00 Uhr den Bierkeller verlassen habe, konnte ich zu Fuss völlig unbehelligt nach Kleinhüningen gehen. Überfälle? Die gab es damals nicht (oder nur ganz selten), so einfach ist das! Der einzige «Hotspot» war schon damals der Schützenmattpark.»

...Dazu gehört, die Frustrationen und Ängste der Ausländerfeinde ernst zu nehmen. (Bilder: Plakate der Antirassismuskampagne von gra.ch)

«Matthias Bosshard» fühlt sich als Basler isoliert: «Es reden immer alle von Integration, in Wirklichkeit sollen wir uns mittlerweile anpassen.» Manche andere Blog-Beiträge konnten aus Anstand nicht einmal freigeschaltet werden.

Was tun? Verschweigen ist bestimmt die falsche Strategie. Es reicht auch nicht, wie Corine Mauch den Spiess umzudrehen und die Dominanz der Menschen mit Migrationshintergrund als Qualitätssiegel oder Erfolgsfaktor anzupreisen.

In aller Munde ist die Integration traditioneller Einwanderer und – neuerdings – von so genannten «Expats». Die dritte Säule der Integrationspolitik kommt hingegen zu kurz: Die Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit. Dazu gehört, die Frustrationen und Ängste der Ausländerfeinde ernst zu nehmen. Als wirksamstes Mittel gegen Xenophobie identifizierte der Genfer Migrationsforscher Prof. Sandro Cattacin die persönliche Begegnung zwischen Bevölkerungsgruppen aus unterschiedlichen Nationen. Finden diese die nötige Unterstützung?

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

21 Responses to 'Erschreckendes Echo – was tun?'

Subscribe to comments with RSS or TrackBack to 'Erschreckendes Echo – was tun?'.

  1. Kurt Seiler said,

    July 19th, 2012, 9:12

    Wieso weiterhin nur Symptone bekämpfen und nicht an die Ursache gehen?
    Wir haben eine völlig aufgeblähte Zuwanderung und die Bevölkerung goutiert das einfach nicht mehr.
    Wieso ist das so schwierig zu verstehen?

  2. Jean-Pierre Neidhart said,

    July 19th, 2012, 11:44

    Es gibt Volksgruppen auf dieser Welt, die mag ich einfach nicht, die sind mir unsympatisch. Bin ich deswegen ein Fremdenhasser oder was? Ich wuerde diesen Menschen nichts zuleide tun, aber ich will einfach nichts mit diesen Leuten zu tun haben. Es kann doch nicht sein, dass die Linken von uns verlangen, dass wir alle Auslaender gern haben muessen. Ich lebe auch in einem Land, in welchem die Auslaender nicht besonders gern gesehen sind, mit Ausnahme der Touristen die hier ihr Geld liegen lassen, aber die verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Die sog. Expats hier versuchen sich so unauffaellig wie moeglich zu verhalten und so gibt es wenig Reibereien mit den Einheimischen.

  3. Matthias Freiburghaus said,

    July 20th, 2012, 21:57

    “Es gibt Volksgruppen auf dieser Welt, die mag ich einfach nicht, die sind mir unsympatisch. Bin ich deswegen ein Fremdenhasser oder was?”

    Sehr höflich ausgedrückt könnte man Sie durchaus Fremdenhasser, Xenophoben oder Rassisten bezeichnen.
    Mir fallen noch ganz andere Ausdrücke dafür ein, die wiederzugeben sich hier allerdings nicht schickt.

  4. Ronnie König said,

    July 19th, 2012, 11:46

    Die Ausländerfeindlichkeit nimmt in schweren Zeiten überall zu. Das ist und war schon immer eine Realität. Die SVP und Teile der FDP schürten dieses Feuer lange, obwohl sie gerade am meisten davon profitierten. Ich habe immer Kontakt zu allen 3 Gruppen gepflegt und nehme es differenzierter wahr. Aber es gibt klare Problemgruppen. Genau hinsehen und dann lässt sich ein manches Problem reduzieren, aber niemals ganz lösen. Damit müssen wir leben. Es lungern eben viele rum, weil sie einen Freitag haben oder nachts arbeiten. Oder ihr Beruf dies zulässt. Und dann gibts natürlich echte Hänger. Auch CHler. Ich störe mich weniger am Kosmopolitischen, als an den falschen Lösungsansätzen die ständig in der Politik rumgeistern. Und die Expats sind zuweilen lästiger als fordernde Gruppe die wenig zum Sozialleben beiträgt. Man sehe sich mal ein Quartierfest genauer an. Die aufgeblähte Zuwanderung haben Linke wie Rechte gewollt. Aus verschieden Gründen. Wir haben uns teils erpressen lassen, anstatt Gegenforderungen zu vereinbaren. Auch dies will keiner recht diskutieren. Dann kommts eben wie es ist. Fremdenfeindlichkeit gibt es überall. Die Frage ist einzig: Wollen wir sie fördern oder reduzieren? Das sollte das Thema sein.

  5. Brigitte Sahin said,

    July 19th, 2012, 11:56

    Blähungen gibt es tatsächlich im Land, ihr Wind weht übelriechend – mit einem gigantischen Geldturbo angetrieben – durch die Plakatwelt und so. Aber er ist schwächer geworden, die Wähler merken langsam, wer sie hier wirklich hintergeht. Christoph hat langsam aber sicher ausgedient, denn das Volch gibt es nicht einfach als Einheitsbrei. Deshalb goutieren die verschiedenen EinwohnerInnen, und damit die Bevölkerung Herr Seiler, auch ganz verschiedene Einsichten.

  6. Kurt Seiler said,

    July 19th, 2012, 16:19

    Ja klar doch, CB ist an allem Schuld. Welch neue Einsicht.
    Wie die CH-Bevölkerung die ganze Sache sieht? Sie läuft davon!
    Aber das blenden Sie natürlich aus – passt nicht in Ihr Weltbild.
    Wenn Sie vom “Volch” reden heisst das nichts anderes als dass es mit Ihrer Toleranz gegenüber anders denkenden auch nicht zum besten steht.

  7. Olivia Moone said,

    July 19th, 2012, 12:07

    Ich bin selbst Schweizerin mit Migrationshintergrund und finde, dass nur eine Nulltoleranzpolitik die Situation in der Schweiz entschärfen kann. Ausländische und inländische Kriminelle, Kriminaltouristen, bettelnde und stehlende Romabanden werden viel zu sanft angefasst und selbst bei einer Verurteilung nach kurzer Zeit freigelassen. Wieso ist das so?

    Die Schweizer Gefängnisse sind zu teuer und zu luxuriös. Wir sollten unsere Gefängnisse outsourcen. Wieso nicht nach Botswana? Wenn sich herumspricht, dass Kriminelle in der Schweiz in ein (durch Schweizer gemäss schweizer Standards) geführtem Gefängnis in einem afrikanischen Land abegeschoben werden, wird zumindest der Kriminaltourismus massiv abnehmen. Zudem sollten bettelnde Roma-Kinder in geschlossene Heime eingewiesen werden, damit sie nicht weiter von den Banden instrumentalisiert werden können. Zudem sollte Menschen aus den Maghrebländern das Asyl prinzipiell verweigert werden, da es sich vornehmlich um integrationsunfähige Wirtschaftsflüchtlinge handelt.

    Es gilt auch anzuerkennen, dass Menschen verschieden sind und als Folge ihrer kulturellen Prägung handeln. Wo ein Schweizer beim Anblick eines Leprakranken Mitleid empfindet, kann ein Inder drüber lachen und shit happens sagen. Wo ein Schweizer Meinungsfreiheit schätzt, wird ein gläubiger Ägypter unverzeihliche Blasphemie sehen. Diese Prägung ist bei manchen Kulturen mit einer der Aufklärung und dem Fortschritt verbundenen Gesellschaft nicht vereinbar. Es stellt sich deshalb die Frage wieviel uns tatsächlich die Aufklärung, die Säkularisierung, das Recht an keinen Gott zu glauben, das Recht nachts angstfrei unterwegs zu sein, die Freiheit der Frauen ihren Wünschen entsprechend zu handeln und gekleidet zu sein, wert ist.

    Es kann nicht sein, dass das Fehlverhalten von wenigen Menschen die Mehrheit der Menschen terrorisiert.

  8. Ronnie König said,

    July 19th, 2012, 12:34

    Sie vermischen hier einiges. Die Romakinder in Heime? Wieder Kinder der Landstrasse? Nein Danke! Aber bei der Bestrafung sollten wir wirklich umdenken. Ihr ganzer Beitrag lässt mich erschreckend an konvertierte Briten zum Islam erinnern. Die sind auch extremer als normale Muslime. Und genau dies führt letztlich zu einer gewalttätigen Polarisierung die wir aber verhindern sollten, da sonst kein ziviles öffentliches Leben mehr stattfinden kann. Inder haben für ihre Leprösen schon vor Jahrzehnten Zentren gebaut wo sie gut versorgt werden. Aber in einem Punkt da haben sie vollkommen recht: Die Prägung! Sollen wir nun jede Ethnie anders bestrafen? Will keiner, denke ich. Unbezahlbar. Und Fehlverhalten passiert allen immer wieder. Schweres Fehlverhalten gehört entsprechend geahndet. Nützt aber nur bedingt. Die Prävention nutzt mehr und ist billiger. Da müssen sie und ich aber einen aktiven Beitrag leisten. Und hier beginnt das Problem dann schon. Ein Fehlverhalten aus Egoismus und Ignoranz.

  9. Franz Mueller said,

    July 24th, 2012, 14:55

    @r.könig: hehre Worte, die sie Sie zum Besten geben, leider ist die Realität im zusammenleben mit Ausländern leider oft eine andere. Es sind nicht bloss “einige wenige” die uns Bauchweh machen, wie gewisse stadtbekannte Kreise gebetsmühlenartig für die Katz wiederholen. Mit Verschweigen, weggucken und tolerieren der Missstände ergeben sich keine Lösungen, böses Blut aber schon. Meine Wenigkeit lebte lange im Ausland, ICH musste mich anpassen um in den USA nicht in Teufels Küche zu geraten- nicht umgekehrt. Ein richtiger Ami spricht nur seinen Yankee- Slang, rein gar nichts anderes. Die Behörden dort kamen mir dort oft spröde, unhöflich und oft faul vor. Was für Gegensätze zu uns! Persönlich mag ich ALLE Ausländer, die still und leise unter uns leben, keine Gesetze übertreten, hier alle Steuern berappen, nicht ihre Sitten und Gebräuche verbreiten, und keine krummen Dinger drehen. Und ganz wichtig: Baseldytsch muss es ja nicht gerade sein, deutsch aber schon-keine andere Sprache!

  10. Peter Pfrunger said,

    July 19th, 2012, 17:43

    Guten Tag Frau Moon. Sie machen wie viele andere einen Denkfehler.
    Haben sie wirklich das Gefühl, dass wenn Romakinder und ausländische Kriminelle “härter angefasst” werden und die Strafen für massive verschärft werden, Ausländer nicht mehr schief angekuckt und unter Generalverdacht gestellt würden
    Ausländerfeindliche Menschen bleiben ausländerfeindlich da mögen die Strafen noch so hoch sein.

    Jetzt soll keiner kommen und sage ich würde verlangen die Strafen für Ausländer gleich ganz abzuschaffen, denn das schreibe ich nicht. Solche falsche Umkehrungen wurden aber in den Kommentaren auf dem dieser Blog basiert zuhauf gemacht.

  11. John Basler said,

    July 19th, 2012, 13:40

    Was die Fremdenfeindlichkeit anbelangt hat es unsere Regierung in der Hand ob sie in Zukunft zu oder abnimmt ! Solange der Schweizer das Gefühl haben muss, das er sich nicht annähernd soviel erlauben darf wie ein Migrant wird die Abneigung Migranten gegenüber gefördert ! Sobald die Regierung ihren Bürgern zeigt, das von Migranten ein tadelloses benehmen mit Null Tolleranz gefordert wird und dies auch umsetzt ,wird kein Schweizer mehr etwas gegen gerechtfertigte Humanitäre Hilfe einzuwenden haben !

  12. Peter Pfrunger said,

    July 19th, 2012, 17:48

    Der Schweizer muss nicht diese Gefühl haben. Ich auf alle fälle habe nicht diese Gefühl.
    Sind sie etwa ein Verlierer, der sich das nicht eingestehen will und darum die Ausländer dafür verantwortlich macht – die grosse Partei zeigt ja auch immer auf die, wenn etwas nicht in ihrem Sinn läuft? Warum also soll der kleine Herr Basler nicht das gleiche tun?

  13. John Basler said,

    July 19th, 2012, 18:52

    Ich denke Sie gehören zu denen die alles negative das aus dem Migrantenlager kommt auf irgend eine Art und Weise entschuldigen ! Ich gehöre ganz sicher nicht zu dieser Gattung , wenn Menschen aus anderen Ländern bei uns motzen ,Kriminell werden ,den Luxus ohne Arbeit suchen oder unsere Sozialwerke betrügen haben diese schlicht und einfach nichts bei uns zu suchen !!! Ob Sie s glauben oder nicht ich bin KEIN SVP Anhänger und nach meinem Sinn läuft es schon längere Zeit nicht mehr hier in der Schweiz !! Herr Pfrunger es wird ihr Weltbild erschütern aber es gibt noch Menschen in der Schweiz die sich ein Urteil bilden könnden OHNE das sie der SVP angehören !!

  14. John Peer said,

    July 19th, 2012, 13:42

    Natürlich bin ich gegen Xenophobie, aber ich bin mir nicht sicher, ob staatliche “Aufklärungs”kampagnen sinnvoll sind. Die Leute, die der Botschaft freundlich geneigt sind, muss man ja nicht mehr überzeugen und bei den anderen schürt es wohl noch mehr Ressentiments, da sie das Gefühl haben, dass ihre Steuern dafür verjubelt werden, sie zu indoktrinieren, dass die Ausländer eine politische Lobby haben, etc etc.

  15. Alexander Popovic said,

    July 19th, 2012, 18:21

    Leider wird das Thema Rassismus falsch angegangen – nämlich nur oberflächlich. In dem der Schweizer unterschwellig als Rassist hingestellt wird und so getan wird, als wäre Rassismus lediglich, wenn Schweizer etwas gegen Ausländer haben. Dabei hat Rassismus viele Formen. Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie, Vorbehalte gegen einzelne Ethnien oder Menschen anderer Hautfarben. Auch Ausländer können Rassisten sein und sie sind es sogar sehr häufig. Gerade Frauenfeindlichkeit, Homophobie, aber auch Hass gegen Menschen diverser Ethnien sind bei Ausländern keine Seltenheit, da Homosexualität oder die Gleichstellung der Frau in vielen Herkunftsländern nicht zur Normalität gehören und die Ausländer längst nicht immer bereit sind, sich anzupassen. Letztlich sind auch Schweizer bei vielen Ausländern verhasst. Dies wird leider nicht anerkannt und wenn wieder mal eine Alibiveranstaltung gegen Rassismus stattfindet – so z.B. das Antirassismusfestival – werden Szenen auf Bildschirmen gezeigt, die genau dies negieren. So zeigen Einspieler ganz einseitig, wie Ausländer von Schweizern rassistisch beleidigt werden.
    Wie gesagt, geht die Regierung gegen Rassismus nur oberflächlich vor, in dem sie den Finger hebt, verurteilt und immer und immer dafür wirbt, dass man lieb zu einander sein soll. Die Begegnungen die angesprochen werden, nützen zudem nur wenig, wenn unterschwellig ersichtlich wird, dass das Gegenüber beispielsweise etwas gegen Schweizer hat. Des Weiteren ist logisch, dass man jenen, die sich am Samstag Abend aggressiv und asozial verhalten, nicht begegnen will. Denn eine Begegnung macht eine schlechte Erziehung noch lange nicht wett.
    Auch werden Vorurteile als etwas rein rassistisches hingestellt, dabei entstehen jene sicher auch aufgrund von Intoleranz, allerdings nicht selten auch aufgrund von negativen Erlebnissen. Und hier greift der Staat eben nicht. Denn Mitte-Links versucht stehts, Massnahmen, die Ausländer zur Integration verpflichten sollen, zu bekämpfen. Die Ausländerkriminalität wird nur auf dem Papier bekämpft, bzw. durch leichte Einbürgerungen verschleiert, die Qualität der (Gewalt-) Taten nimmt hingegen nur zu.

  16. Anh Toan said,

    July 19th, 2012, 20:32

    Wir sollten über Nationalstolz reden, da ist die Wurzel von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus:

    Mir Senne hänns luschtig
    Mir Senne hänns guet
    hänn Käes und Angge
    das git ys guets Bluet

    Wir Schweizer waren schon immer von besserem Blut als der Rest der Welt, jedoch nicht nur wir Schweizer, praktisch weltweit glaubt jeder Trottel, sein Land sei das beste der Welt, obwohl logischerweise die Meisten irren müssen. Er fühlt sich dieser Gruppe der Besten zugehörig, weil es ihm von klein auf so beigebracht wurde. Selbst Kindergärtner wissen, ihr Land ist das Beste aller Länder, und darum sind die Menschen aus diesen Ländern die besten. Damit ist die Grundlage gelegt, Fremde als minderwertig zu betrachten.

    Stolz kann man nicht sein auf mit Geburt erlangter Zugehörigkeit zu einer Gruppe, genauso wenig wie man sich dafür zu schämen braucht. Ist Nationalstolz richtig, ist konsequenterweise Kollektivschuld richtig. Ist Kollektivschuld falsch, ist Nationalstolz falsch. Ich zumindest kann nur Stolz oder Scham empfinden für Dinge, die ich (mit)verursacht habe.

  17. Alexander Popovic said,

    July 22nd, 2012, 14:22

    Natürlich kann man stolz sein, auf seine eigene Kultur, ohne andere als minderwertig zu betrachten. Nationalstolz oder Heimatgefühle sind etwas natürliches, daher sollte man auch nicht versuchen, es anderen auszutreiben. Dieser Stolz ist wie Sie sagen, rein subjektiv. Logisch, Emotionen sind nichts objektives. Wichtig ist, dass der Stolz nicht in Nationalismus mündet. Wichtig ist auch, dass man mit gleichen Ellen misst. Dass man das, was man bei Ausländern als Temperament oder Stolz bezeichnet, bei den Schweizern nicht als Nationalismus oder gar Rassismus bezeichnet. Ansonsten schürt man nur Hass und trägt nicht zum Zusammenleben bei.

  18. Anh Toan said,

    July 23rd, 2012, 11:48

    @Alexander Popovic: Welches ist das schlimmste Land der Welt für Sie? Nordkorea, Syrien, Iran, USA, Myanmar kämen als Beispiele in Frage, mein Favorit wäre Eritrea: Müssen sich die Einwohner dieser Länder schämen? Dürfen die trotzdem Nationalstolz haben? Worauf sind die dann stolz?

  19. Anh Toan said,

    July 23rd, 2012, 11:56

    Nationalstolz beruht auf mysthischer Glorifizierung sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart, Erfolge werden eigenem Verdienst zugeschrieben, Misserfolge dem Verschulden anderer oder dem Schicksal, kurz, Nationalstolz beruht auf nichts als Lügen.

  20. Martin Cesna said,

    July 19th, 2012, 22:45

    1. Die Welt ist hierarchisch organisiert: Wenn in der oberen Etage dumm geredet wird, fördert das sicher nicht das differenzierte Nachdenken in der unteren Etage. Führungsstrukturen wie Regierung und Behörden haben daher auch eine geistige Aufgabe.
    2. Hemdsärmeliger Umgang ist nicht Ausdruck von Fachwissen. Schnell- und Endlöser, die alles zu wissen vorgeben, verführen halt die Bevölkerung zu dummen Gedanken. So wie man sein Auto auch zum Fachmann in en Service gibt, dürfte man Fachwissen auch in exekutiven Ämtern verlangen. Aktuelle Berner und Bündner Lösungen wirken so eher laienhaft und gehören in die Rubrik “Laeinbastelei”, was in Behörden nichts zu suchen hat.
    Ach, Bern in Form der Staatsregierung hätte da eine Führungsaufgabe. Bei fehlendem Fachwissen könnte man es sich auch aus dem Ausland holen.
    3. Ein Forum ist nicht nur ein Meinungs-Flohmarkt, sondern könnte durchaus auch einen Bildungsanspruch haben in der Art einer “Migros-Clubschule” o.ä.
    4. Freiräume sollen der Entfaltung im Guten und nicht im Bösen dienen. Der Missbrauch von Freiräumen zu bösem Tun darf durchaus sanktioniert werden. Dies betrifft Lärm nach 22 Uhr genauso wie unflätige Randale von Rowdies. Wer schwierige Leute weitab in Containern sich selber überlässt, hat da seine Aufgabe grundlegend verfehlt.
    5. Wenn ich weiss, dass “mein Staat” sauber funktioniert, so ähnlich wie mein Auto, dann kann ich auch ruhig schlafen.
    Das wäre das Ziel. Ein solcher Staat braucht aber “Vielwisser” und nicht “Vielredner”, damit es zum guten Handeln kommt.

  21. Bernhard Folda said,

    July 24th, 2012, 19:09

    Menschen, die mit Blick in die Vergangenheit, die eh immer besser als die Gegenwart war, von vergleichsweise paradiesischen Verhältnissen sprechen, um Menschen aus anderen Ländern, die jetzt hier leben, mit unverhohlenem Rassismus schlecht zu machen, haben vor allem ein miserables Gedächtnis und offensichtlichen Argumenationsnotstand.
    Ich kann mich – obwohl ich “damals” noch ein Kind war – sehr gut an den Rassismus der so genannten Überfremdungsinitiativen erinnern, mit denen genau die Ausländer und Ausländerinnen aus der Schweiz verbannt werden sollten, die heute als “anständige” und “rechtschaffene” Mitmenschen taxiert werden, wohl ausschliesslich, um die “anderen” wieder schlecht reden zu können. Aber was soll man in einem Land erwarten, dass von einer Partei wesentlich beeinflusst wird, die Ausländer mit “schwarzen Schafen”, einer in der Umgangssprache eindeutig zugeordneten negativen Bedeutung, gleichsetzt?