Ein Hochhaus fürs Grossbasel

Posted on August 2nd, 2012, August 2nd, 2012 in Uncategorized.

Die Kontroverse um das geplante Parkhaus beim Kunstmuseum hat eine neue Wendung genommen. Jetzt liegt der Plan auf dem Tisch, 300 Parkfelder unter einem Neubau zu platzieren, den die Swisscanto an der Dufourstrasse 9/11 zu errichten gedenkt. Die Akzeptanz ihres Vorhabens testet die Grundeigentümerin gegenwärtig mit einem «generellen Baubegehren».

Es ist ein erklärtes Ziel der Basler Regierung, den Wohnungsbau auf geeigneten Parzellen durch Verdichtung zu fördern. Jetzt bietet sich dafür – direkt bei der Grossbasler Altstadt – eine perfekte Gelegenheit.

Viel interessanter als die Diskussion der Parkhausfrage erscheint mir der Blick auf die oberirdische Struktur. Swisscanto will das Bürohaus aus den 50er-Jahren durch einen Neubau mit Läden, Büros und 26 Wohnungen ersetzen. Dieser Vorschlag trägt dem besonderen städtebaulichen Potenzial der Lage kaum Rechnung. Es ist ein erklärtes Ziel der Basler Regierung, den Wohnungsbau auf geeigneten Parzellen durch Verdichtung zu fördern. Dies gilt ganz besonders für Orte, die durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen sind und nahe an Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Arbeitsplätzen, Freizeiteinrichtungen und anderen städtischen Infrastrukturen liegen.

Da die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner nur kurze Wege zurücklegen müssen, kann zentrales Wohnen die Verkehrsbelastung deutlich reduzieren helfen. Die Innenstadt lässt sich auf diese Weise beleben, und das lokale Gewerbe gewinnt neue Kundinnen und Kunden.

26 Logis sind daher für die Dufourstrasse 9/11 deutlich zu wenige. Es hätten auf diesem Gelände weit über 100 Wohnungen Platz – in einem vielleicht 50 Meter hohen Turm. Diese Höhe würde es erlauben, auf dem Grundstück trotz Verdichtung Raum frei zu halten für einen lauschigen, öffentlichen Kleinpark zum Museumsneubau hin. Zudem ist es nicht egal, was im Erdgeschoss eines Hauses geschieht, das in unmittelbare Nachbarschaft einer Kunststätte von globalem Rang zu stehen kommt. Beispiele für öffentliche Nutzungen an dieser Stelle wären ein Galerienzentrum, Verkaufslokale für die Kreativwirtschaft oder experimentelle Räume.

Doch zurück zum Hochhaus: Dieses würde einen wünschenswerten Akzent in der Silhouette des Grossbasel setzen. Besonders reizvoll wäre der Dialog des neuen Gebäudes mit den Türmen von Münster und Elisabethenkirche, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, aber auch mit dem 70 Meter aufragenden Lifescience-Forschungszentrum der Universität Basel am anderen Ende der Altstadt, beim Schällemätteli.

Eher früher als später wird auch das Klinikum II des Unispitals ersetzt, dessen Grundstrukturen eine zeitgemässe Renovation kaum mehr zulassen. Auch dieser Neubau wird nicht mehr – wie der heutige – ein klein wenig, sondern deutlich über die Dächer der Altstadt hinausragen. Damit würden neue Orientierungspunkte gesetzt. Und die Turmlandschaft, die gegenwärtig auf der Kleinbasler Rheinseite in den Himmel wächst, erhielte ein ansprechendes Gegenüber.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

3 Responses to 'Ein Hochhaus fürs Grossbasel'

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  1. Peter Waldner said,

    August 3rd, 2012, 18:37

    Die Idee ist gut, aber man darf nicht vergessen, dass diese Örtlichkeit durch die Regierungspolitik in den kommenden Jahren mit einem gigantischen Wachstum des Durchgangsverkehrs zu rechnen hat. Wenn einst die Mittlere Brücke für den Privatverkehr gesperrt ist und die Elisabethenstrasse im Einbahnverkehr geführt wird, soll ja der ganze Verkehr ins Kleinbasel über den Aeschenplatz und die Wettsteinbrücke geleitet werden. Das führt genau an dieser Stelle durch die Dufourstrasse; da muss man sich schon noch überlegen, ob man neben dem erweiterten Kunstmuseum mit seinem Parkaus auch noch zusätzlich 100 Wohnungen (mit 100 zusätzlichen Einstellplätzen?) hinbauen soll!

  2. Fritz Hochhuth said,

    August 4th, 2012, 0:14

    Gute Idee, aber da macht der Heimatschutz garantiert nicht mit.
    Und auch die Regierung würde vor dem mächtigen Daig in die Knie gehen, wenn der sich dagegen wehren würde, dass so ein Hochhaus die Häuser an der St.Alban Vorstadt zu sehr überragen würde. Tatsächlich ist ja das Ensemble dieser Häuserzeile auch vom Kleinbasler Ufer aus gesehen sehr, sehr schön, so dass nur ein feingliedriges Meisterwerk der Architektur für ein dahinter liegendes Hochhausprojekt in Frage käme. In der Hinsicht gibt es aber in ganz Basel kein einziges Beispiel, das Vertrauen in die Zunft der Häuslebauer wecken könnte. Weder Morgers komplett uninspirierender Messeturm-Glasquader, noch der geplante Pizzaschachtel-Stapel von HdM für die Roche, noch der davon abgekupferte geplante Warteck-Turm von Morger, noch der Burckhardt`sche Atom-Kühlturm der BIZ oder Roger Dieners sterbenslangweiliger Markthallen-Klotz wären an so einem heikeln Ort erträglich. Da müsste man schon einen Frank Gehry, Zaha Hadid oder Santiago Calatrava für etwas ganz Besonderes gewinnen. Aber will die Swisscanto so etwas Luxuriöses bezahlen?

  3. Alexander Popovic said,

    November 21st, 2012, 15:01

    Überall, wo in Basel Platz frei wird, muss ein Turm hingebaut werden, ohne Rücksicht auf die Altstadt. Würde es sich nicht nur um Plattenbau-ähnliche Klötze handeln und berücksichtigte man bei der Architektur die umliegenden Gebäude, könnte dies städtebaulich sicherlich interessant sein. Doch welcher Investor kümmert sich schon ums Stadtbild bzw. welche dieser Investoren wohnen in Basel oder kennen die Stadt.
    So können wir nur zusehen, wie immer mehr unbedeutende monotone Türme errichtet werden und das Stadtbild allmählich den Bach ab geht. Klüger wäre, man würde Projekte ab einer gewissen Grösse, die in der Nähe der Altstadt entstehen sollen, nicht nur öffentlich ausschreiben, sondern zur Abstimmung bringen. Logisch würde dies das eine oder andere Projekt zu Fall bringen, andererseits würden sich die Investoren auch mehr bei ihren Projekten überlegen.

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