Eine neue Form des Feudalismus

Posted on September 20th, 2012, September 20th, 2012 in Uncategorized.

Die Schweiz ist eine Insel der Seligen inmitten des Sturms, der über Europa fegt. Zusätzlich privilegiert sticht der Kanton Basel-Stadt hervor, dank hoher Lebensqualität und überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum. Wir senken die Steuern, während gleichzeitig die öffentlichen Investitionen boomen.

Über die Hälfte der beruflich tätigen Steuerzahler von Basel-Stadt wird schon in naher Zukunft weder wählen noch stimmen können. Die Einheimischen hingegen, werden den Staat lenken, das Brauchtum pflegen und dafür sorgen, dass Basel Basel bleibt. (Bild: Keystone)

Auch die Löhne sind hierzulande Spitze, selbst unter Berücksichtigung der Lebenskosten. Dies ist die Folge einer Standortpolitik, die sich erfolgreich darauf konzentriert hat, Arbeitsplätze mit stets höherer Wertschöpfung anzusiedeln. Höchste Wertschöpfung findet sich dort, wo pro Stunde am meisten verdient wird. Immer mehr Arbeitsplätze sind in Teppichetagen von Banken und Versicherungen, in der Pharmaforschung, in Beratungsunternehmen sowie allgemein in Hauptquartieren von global tätigen Unternehmen und Organisationen angesiedelt.

Die Suche nach Managern solcher Konzerne ist ein Spiel ohne Grenzen. Ab und zu mag ein Schweizer den globalen Wettbewerb um einen dieser gut dotierten Posten gewinnen, meistens sind es aber hochqualifizierte Ausländer, die in der Folge einwandern. Bereits 2030 wird, laut einer soeben veröffentlichten Studie, im Kanton Zürich jeder zweite Angestellte ohne Schweizer Pass sein.

Noch schneller als den Flächenkanton Zürich trifft diese Entwicklung den Stadtstaat Basel. Denn 18 Monate nach der Einreise wohnen gemäss der zitierten Untersuchung vier von fünf hochqualifizierte Zugewanderte im Zentrum. Somit wird schon in naher Zukunft die Mehrheit der berufstätigen Steuerzahler in Basel-Stadt politisch nichts zu sagen haben.

Während sie aus den Chefetagen der Wirtschaft schrittweise verschwinden, bleiben den gut ausgebildeten Baslern jene Domänen vorbehalten, die sie gestützt auf ihre Herkunft und politischen Rechte ausüben können: Sie werden den Staat lenken, die Verwaltung managen, Gerichte bevölkern und sich der Kultur, den Medien, dem Sport und der Bewahrung des Brauchtums widmen. Dafür zu sorgen, dass Basel Basel bleibt, wird ihre Hauptaufgabe sein.

Damit erlangen die Einheimischen eine ähnliche Stellung wie die Minderheit der Römer in der Spätphase ihres feudalistischen Reiches vor knapp 2000 Jahren. Oder die altägyptischen Dynastien, bevor sie jeweils von ökonomisch stärkeren Kräften weggeputscht wurden.

Für Basel hält die Zürcher Studie immerhin einen Trost bereit: Ausdrücklich lobt sie die hiesige Matura-Quote von 29 Prozent im Vergleich zu 18 Prozent im Kanton Zürich. Nur mit einer Anpassung an Basler Verhältnisse könnten die Zürcher laut der Untersuchung ein höheres Bildungsniveau erreichen, das es ihnen erlaubt, mit Einwanderern um gute Jobs zu konkurrieren.

Dieser Beitrag reflektiert die Meinung der Autorin / des Autors und nicht zwingend diejenige der Redaktion.

3 Responses to 'Eine neue Form des Feudalismus'

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  1. Ronnie König said,

    September 20th, 2012, 13:05

    Also, ob das nun feudalistisch ist wage ich zu bezweifeln. Wenn ich für Monate in Indien oder Kenia zu tun habe, so will und kann ich doch auch nicht einfach abstimmen wie die Menschen dort leben sollen und wollen. Sollte ich mich auf Dauer niederlassen, dann ist das schon etwas anderes. Die die kommen, die kommen ja nicht um stimmen und verändern zu wollen. Nein, sie kommen, weil sie einen Job haben der nun mal hier ist und nicht dort. Ihre Meinung sagen dürfen sie ja und dies führt oft auch zu einer Neubewertung unter Einheimischen. Und noch stimmen wir nicht ab wie ein Amerikaner die Novartis zu managen hat, auch wenn es uns manchmal darum ist! Aber der Amerikaner kann durch seine Entscheide durchaus Einfluss nehmen. Dann wären auch noch Grenzgänger und Asylanten und und und… Ich denke der Denkansatz ist zwar nicht ganz falsch, aber richtig sicher nicht. Sonst will ich überall mitbestimmen. An jedem Punkt der Erde. Wie wird so etwas enden? Zudem kann man sich auch einbürgern oder es wird ein Kommunalwahlrecht für Langzeitaufenthalter geben. Touristen möchte ich dies nicht erlauben oder Studenten. Dann müsste auch ein Gegenrecht sein. Also bleiben wir vorerst bei dem was ist. Es ist nicht schlecht so!

  2. Jens Werner said,

    September 20th, 2012, 13:23

    Ganz einfach, wer mitbestimmen möchte, muss Mitglied sein. Ist in jedem Verein so, zurecht, und auch in jedem Land.

  3. Hans S. said,

    September 20th, 2012, 14:08

    Die Linke auf der Suche nach Stimmvieh… denn ich glaube nicht, dass der Autor wirkllich die Manager wählen/abstimmen lassen will (die können gut sich selbst wehren), aber mit diesem Trick (Akzeptieren einiger bürgerlicher Managerstimmen) will er die grosse Masse der nicht-steuerzahlenden und fürsorgeabhängigen Ausländer ins Stimmrecht hieven (in der Hoffnung, dass sie links wählen). Ist ja übrigens genau dieselbe Diskussion wie die 47-Prozent-Diskussion von Romney.

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